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Wenn wir anfangen, das Integral einer (n-1)-Form auf einer n-dimensionalen Mannigfaltigkeit
definieren zu wollen, dann müssen wir es auch für das Integral einer (n-2)-Form, denn jeder
Randmasche besitzt selbst Randmaschen. Es ist deshalb sinnvoller zu erklären, dass das Integral einer
k-Form auf einer n-dimensionalen Mannigfaltigkeit definiert ist, wenn und sonst nicht. Und dann
zu merken, dass ein Rand einer Masche selbst als eine (n-1)-dimensionale (Unter-)Mannigfaltigkeit
angesehen werden kann, worauf wir dann eine (n-1)-Form sinnvoll integrieren können. Die Dimension
der zu integrierenden Form ist nämlich dann gleich wie die des Randes als Mannigfaltigkeit.
Deutung des Randintegrals als Durchfluss
Wir betrachten eine Mannigfaltigkeit und eine n-dimensionale Masche von welcher der Punkt
die „untere linke“ Ecke bildet. Wir betrachten die Randmasche, die lokal durch folgende
Vektorenliste erzeugt wird:
, wobei eine Permutation
ist. Der einzige Basisvektor von
, der dabei weggelassen wird, ist also
.
Wir erinnern daran, dass
. Für jeden bildet die Funktion
im (für alle p selben)
ab und ermöglicht uns, die (n-1)-Spaten zweier sich auf
demselben Rand befindenden Nachbarpunkte p und q zu vergleichen.
Schreiben wir
für
. Die Vektoren
spannen lokal um p unsere Randmasche. Und
zusammen mit
erzeugen sie
. Für einen Nachbarpunkt q auf derselben
Randmasche schreiben wir analog
für
. Geben wir uns ferner eine n-Form (keine (n-1)-
Form!) .
ist dann eine alternierende n-Form, die auf
lebt. Analog für
. Vergleichen wir
mit
. Wir stellen uns beispielsweise vor, dass
für alle
gilt, ausser für einen
(
): wegen der Alterniertheit haben wir
.
Interpretation: Der Wert von entspricht der Projektion auf dem Tangentialraum der Randmasche.
Vermutlich ist es diese Überlegung, die hinter dem in jedem Kurs über Vektoranalysis gemachten
Vergleich des Integrals einer (n-1)-Form mit einem Durchfluss stecke. Ein Durchfluss besitzt nämlich
auch die Eigenschaft der Multilinearität (Siehe K. Jänich, S. 122).
Mit dem weiter unten eingeführten Begriff der Cartanschen Ableitung werden wir zudem die Variation
des über den Rand eines Würfels berechneten Integrals einer (n-1)-Form als eine spezielle n-Form
interpretieren können. Diese Variation wäre dann der Durchfluss dieser n-Form (ob es Sinn macht?)
durch den Würfel.
Konstruktion eines klein gedachten Randwürfels bei p
Wir betrachten einen n-dimensionalen Quader
mit Kantenlängen
und
interessieren uns für die Ränder des die n-Masche
lokal approximierenden n-Spates
. Wie sind genau diese Ränder gegeben? Unmittelbar bekommen wir bereits Ränder: es
sind die n-1-Spaten, die als